team-b: tag 5

2016-06-01/3

Liebe Freunde, nachdem wir gestern erst spät ins Bett gekommen sind, weil wir noch so viel mit der Nachbearbeitung unseres ersten Schulbesuchs zu tun hatten, hat unser Tag heute erst um 9 Uhr mit dem Frühstück begonnen.

Erneut stand heute der Besuch der Kuha Elementary School in Lae’kay Maychew an. Im Gegensatz zum Vortag, wo unser Interesse vor allem darin bestand, uns vorzustellen, den Brunnen sowie die Sanitäranlagen zu begutachten und die Schulgemeinde kennenzulernen, hatten wir uns diesmal vorgenommen, ein Geschwisterpaar näher kennenzulernen und sie ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten: die zehnjährige Brikti, die ihr ja bereits aus unserem gestrigen Tagebuch kennt, und ihren jüngeren Bruder Abrahaley.

Neben einem tieferen Einblick in ihren Schulalltag interessierte uns vor allem, wie ihr Leben außerhalb der Schule aussieht. Deshalb wollten wir sie heute zuhause besuchen. Als wir an der Schule ankamen, erreichte uns allerdings zunächst die schlechte Kunde, dass es Briktis Mutter nicht gut ging und Brikti daher zunächst zuhause bleiben musste, um sich um die alltäglichen Pflichten im Haushalt zu kümmern. Als sie später dann doch noch zur Schule kam, willigte sie sofort ein, sie trotzdem zu begleiten.

Sie erzählte uns, wie sie früher immer zum Fluss gegangen ist, um sich Wasser zu besorgen. Wir schauten uns den inzwischen ausgetrockneten Fluss an, dann machten wir uns auf den Weg zu Briktis Elternhaus. Schnell stellte sich heraus, dass der 15-minütige Fußweg, denn sie uns angekündigt hatte, wesentlich länger dauern würde. Schließlich dauerte es eine Stunde, bis wir nach einigen Strapazen und dem mehrmaligen Auf- und Absteigen über einen extrem steinigen Weg ihr Haus erreicht hatten. Wie sehr die Menschen hier an solche Wege gewöhnt sind, wurde uns dadurch deutlich, dass wir stets von rund 15 Kindern aus Briktis Schule begleitet wurden, die mühelos neben uns herliefen und uns oft überholten.

Der Empfang in Briktis Elternhaus fiel sehr herzlich aus. Wir wurden nicht nur von den Eltern von Brikti und Abrahaley erwartet, sondern auch von ihren sechs anderen Geschwistern. Sofort führte man uns in das Gästehaus, das mit Strohschalen und Wandbemalungen geschmückt war, für uns hatte man außerdem extra einige Felle rausgelegt, auf denen wir uns ausruhen konnten.

Danach durften wir ein wenig den Alltag der Familie begleiten. Während der Vater zusammen mit seinem Sohn damit beschäftigt war, eins der Häuser zu erweitern und um eine Etage zu ergänzen – der Sohn besorgte den Lehm, der Vater meißelte Steine zurecht -, waren die Töchter in einem anderen Haus, um Samen zu sortieren. Die Mutter erledigte in der Zwischenzeit den Abwasch, während im Innenhof fünf Kühe und mehrere Ziegen dösten.

Es war schön zu sehen, wie die Kinder immer stärker auftauten, je länger wir bei ihnen waren. Leider war unser Besuch nach rund anderthalb Stunden wieder beendet. Wir wollten nicht zu lange stören, außerdem mussten wir heim, um nicht im Dunkeln zurück zu unserer Unterkunft zu müssen – hier wird es nämlich bereits um 18.30 Uhr stockduster.

Morgen geht es für uns weiter in die Gemeinde May Iiham. Wir sind schon sehr gespannt, was uns dort erwartet.

Eure Caro und Eure Shari von Team B

Die Fotos stammen von unserer Fotografin Vera Dammberg.