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2016-06-07

Liebe Freunde, zum Start in unsere zweite Äthiopien-Woche mussten wir gestern zeitig um 5.30 aufstehen, um zur nächsten Schule zu fahren. Die Debremmear School in der Umgebung von Kilte Awlaleo liegt circa 65 Kilometer von unserem derzeitigen Zuhause in Mek’ele entfernt. „Debremmear“ bedeutet auf Deutsch „Die Berge des Honigs“, überall sieht man Bienenstöcke, die diesen wirklich unglaublich leckeren Honig produzieren, den es hier zu essen gibt.

Unser Fahrer und Freund Berhanu erklärte uns, dass es hier weißen, gelben und sogar roten Honig gibt. Wir hatten bereits das Glück, den weißen und gelben zu testen – und waren danach kulinarisch gesehen ganz aus dem Häuschen. Der rote fehlt uns allerdings noch.

Für die Strecke, die nach etwa 40 Kilometer zu einer Offroad-Tour wird, benötigten wir über zwei Stunden Fahrzeit. Doch diese vergingen wie im Flug, denn auch dieses Mal zeigte sich die Landschaft wieder von ihrer schönsten Seite: Die Berge hüllten sich in ein wunderschönes Licht, außerdem durchfuhren wir teilweise sehr fruchtbare Landstriche, die mit ihren Palmen so aussahen wie grüne Oasen.

Die obligatorischen Kühe und Esel, die von Zeit zu Zeit hier die Straßen überqueren und somit immer wieder unsere Autos zum Stillstand bringen, durften natürlich auch nicht fehlen. Apropos – kurzer emotionaler Einschub: Die Esel sind so unglaublich süß!

Unser Ziel, die Debremmear School, liegt inmitten dieser wirklich malerischen Landschaft. Als wir ankamen, begrüßten uns die Schülerinnen und Schüler mit Rufen wie „Water is Life“ und „Welcome Guests“. Die Schule führt insgesamt 13 Schulklasse, die von der ersten bis zur achten Stufe reichen. Sie ist somit für unser Team die größte Schule, die wir dieses Jahr besuchen werden.

Die Debremmear School existiert seit dem Jahre 2002, doch erst seit Januar dieses Jahres werden die Schülerinnen und Schüler dank eurer Unterstützung mit sauberem Trinkwasser versorgt. Der Schülerzuwachs betrug deshalb seit dem letzten Jahr starke 8,2 Prozent. Unterrichtet werden nun täglich 487 Schülerinnen und Schüler, darunter 230 Mädchen. Das Besondere dabei ist, dass aufgrund der Größe der Schule in unterschiedlichen Rhythmen gelehrt und gelernt wird. Der erste Turnus beginnt morgens um 7.30 Uhr, der zweite um 12.30 Uhr. Somit wird die Schule den ganzen Tag über genutzt und kann allen Schülern gerecht werden.

Wir sprachen gestern vor allem lange mit der 29-jährigen Direktorin Nechey, die seit zwei Jahren an der Debremmear School ist. Sie arbeitet seit sechs Jahren als Direktorin. Da die Lehrkräfte in Äthiopien im Schnitt alle zwei Jahre rotieren, ist die Debremmear School nun Necheys dritte Schule. Besonders gefallen ihr an dieser Schule die exzellenten und disziplinierten Schüler und die gute Atmosphäre innerhalb des Lehrerkollegiums. Sie erzählte uns außerdem, dass die Community, in der die Schule liegt, in ihren Augen besonders heraus sticht. Die Gemeindemitglieder setzten sich 2002 für den Bau der Schule ein, da die nächste Schule fußläufig über zehn Kilometer weit weg lag. Somit konnten viele Kinder nicht zur Schule gehen, da für den weiten Weg aufgrund von Arbeiten im Haus, die ebenfalls erledigt werden mussten, keine Zeit war.

Daher initiierte die Gemeinde eigenständig den Bau einer Schule. Aber nicht nur das: Sie baute die Schule ausnahmslos eigenständig, stellte also nicht nur lokales Material wie beispielsweise Steine und Leim zur Verfügung, sondern auch die eigene körperliche Kraft. Auch unterrichteten einige von ihnen, darunter der Priester der Gemeinde, lange Zeit unentgeltlich. Nur das industrielle Material – beispielsweise Stahl und Zement – stellte die Regierung zur Verfügung. Somit sind auch vier von den sechs WASH-Co-Mitgliedern Menschen aus der Gemeinde, die den Brunnen der Schule regelmäßig kontrollieren.

Die Schule hat selbstverständlich aber auch einen WASH-Klub gegründet, bestehend aus 30 freiwilligen Schülern, die die Unversehrtheit, die Sauberkeit und das Funktionieren des Brunnens täglich sicherstellen und somit nicht nur ein stärkeres Verantwortungsgefühl für den Brunnen, für sich selbst und einander entwickeln, sondern so auch in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden.

Die neuen Sanitäranlagen der Schule sind gerade in Bau und werden in circa zwei Wochen fertig gestellt. Doch schon jetzt werden die Schüler im Umgang mit diesen geschult. Vor allem die Mädchen freuen sich schon darauf, erzählte uns Nechey, denn diese hatten bislang keine separaten Rückzugsräume.

Für uns war der Besuch ein sehr schöner Start in die Woche. Wir freuen uns auf alles, was wir diese Woche noch erleben und sehen dürfen, vor allem aber darauf, wen wir kennen lernen werden.

Eure Caro und eure Shari von Team B

Die Fotos stammen von unserer Fotografin Vera Dammberg.