Liebe Freunde, heute wird unser Tagebucheintrag ein wenig getragen von persönlichen Eindrücken der ersten Woche hier in Äthiopien:
Ihr Lieben, die Zeit hier fliegt.
Sie fliegt wirklich, und es ist, als wäre man schon ewig hier, weil wir so viel erleben, so viele Eindrücke auf uns einprasseln und doch ist es auf der anderen Seite so, dass die erste Woche vergangen ist, als hätte jemand die Tage geklaut. Es ist verrückt.
Ich möchte heute eine der Situationen mit euch teilen, die mich diese Woche wohl am meisten berührt hat. Mich hat viel berührt, es ist kaum etwas, was nicht ans Herz geht. Aber es gab etwas, was irgendwie so surreal war – und plötzlich stand die ganze Welt um mich herum still.
Es war der Mittwoch, der erste Tag, an dem wir in die May Liham Community gefahren sind. Ihr müsst euch vorstellen, dass man quasi ins Nichts fährt. Um einen herum sind irgendwann nur noch Berge und Stein. Und dann, ganz plötzlich, stehen dort Menschen versammelt zwischen all den Bergen, die nur auf uns warten. Plötzlich sind da Menschen, eine wunderschöne Community, May Liham, im Nichts aus dem Nichts.
Aber das ist noch nicht alles. Dort, wo plötzlich diese Menschen stehen und auf uns warten, mitten zwischen den Bergen und Steinen, da, genau da, steht ein Brunnen. Unser Brunnen. Euer Brunnen. Und jetzt ist es der Brunnen der May Liham Community. Ich stehe davor, irgendwo im Nirgendwo, irgendwo in Äthiopien, und kann kaum fassen, dass das wirklich real ist.
All die Arbeit der vergangenen Jahre hat wirklich einen Effekt. Es gibt diesen Brunnen wirklich, es gibt diese wunderbaren Menschen wirklich, die dadurch begünstigt werden und bessere Lebensumstände haben. Das gibt es. Es ist real. Da liegt unsere Plakette, mit dem Namen unserer Stiftung, mit dem Namen der Gemeinde. Und ich stehe wirklich davor und sehe, wie sie das Wasser nutzen.
Ich weiß nicht, ob ich euch richtig beschreiben kann, was das für ein Gefühl ist, oder ob ihr versteht, was ich meine. Es ist ein Gefühl, das irgendwo so fernab der Realität liegt und doch auch da, wo unsere reale Arbeit beginnt und aufhört. Sie ist real. Und all das, das erste Mal zu sehen, erfüllt mich mit so viel, aber vor allem mit Dankbarkeit.
Unsere Welt ist verbunden, wir sind alle verbunden und wir haben nur diese eine Welt.
Von einem Büro am Westenhellweg in Dortmund plötzlich vor einem Brunnen in der Tigray-Region Äthiopiens zu stehen, zeigt, dass wir etwas richtig machen. Wir schaffen es tatsächlich, eine Gemeinschaft zu sein, über Landesgrenzen hinaus Freundschaft und tiefen Respekt für einander zu entwickeln. Das ist doch, das Schönste, was man erleben kann, oder? Danke.
Eure Shari
Die Fotos stammen von unserer Fotografin Vera Dammberg.